Umweltclub Talitha Kumi

Der Umweltclub in Talitha Kumi

Das Umweltbewusstsein ist in der Westbank nicht sehr ausgeprägt. Häufig wird Müll auf Straßen und Bürgersteige geworfen oder in der Natur entsorgt. Abhilfe schaffen möchte hier der Umweltclub.

Seit dem Kriegsausbruch im Oktober 2023 erleben wir in Palästina eine Ausnahmesituation und in Talitha Kumi Einschränkungen in vielerlei Hinsicht. Verständlicherweise rücken damit Umweltthemen wie Mülltrennung nach hinten, weil viel existenziellere Probleme im Vordergrund stehen. Es herrschen also erschwerte Bedingungen, aber wir schauen, was möglich bleibt.

Bisher haben wir in Talitha Kumi folgende Aktivitäten angestoßen. Im Umweltclub sind pro Klasse zwei Schüler bzw. Schülerinnen vertreten, die sich einmal wöchentlich nach dem regulären Unterricht treffen. Dies ist in der Theorie so geplant, bisher jedoch schwer umsetzbar. Logistisch ist es nämlich für die meisten Familien schwierig, die Kinder und Jugendlichen zu unterschiedlichen Zeiten abzuholen, nach Unterrichtsende und nach Ende des Umweltclubs. Dieses Problem betrifft auch andere AGs wie zum Beispiel den Schulchor, der nur im Anschluss an die Schule stattfinden kann und damit auf den guten Willen der abholenden Eltern baut.

Bisher haben wir Altpapier und Pappe gesammelt und inzwischen an einem festen Ort auf dem Talitha-Gelände gelagert. In jedem Klassenraum steht ein Karton mit der Aufschrift in arabischer und deutscher Sprache: „Nur für Papier“. Die Weiterverarbeitung der Papiermengen wird der nächste Schritt sein und ist hier im Land eine besondere Herausforderung, denn es muss eine Fabrik im Westjordanland gefunden werden, die Altpapier recycelt.

Eine weitere Sammelaktion betrifft große und kleine Plastikflaschen, von denen (zu) viele in unserer Schule gekauft, ausgetrunken und weggeworfen werden. Mit kreativen Ideen versucht der Umweltclub diese Plastikflaschen sinnvoll zu verwerten. Zum Beispiel gibt es ein nachhaltiges Gartenprojekt mit einem selbstwirksamen Bewässerungssystem in Anlehnung an den „Vertikalen Garten“. Es wurde in Talitha Kumi auch schon begonnen, mehr Werbung für Mehrwegflaschen und Brotdosen zu machen, indem die bereits vorhandenen pro Klasse gezählt und die noch fehlenden zumindest als Zahl erfasst wurden. Das muss nun nachverfolgt werden.

Selbst Biomüll haben wir anfangs gesammelt. Mit Unterstützung einer Kunstlehrerin wurden bereits vorhandene kleine Plastikeimer von Schülern mit entsprechenden Lebensmittel-Symbolen bemalt und in den Klassenräumen aufgestellt. Die tägliche Leerung war hier besonders wichtig. Diese Dreiteilung in der Mülltrennung überforderte jedoch unser junges Projekt und auch das Team. Der Fokus soll daher in Zukunft auf Altpapier und Plastikflaschen liegen.

Es ist noch in diesem Schuljahr ein Aktionstag „Sauberes Talitha“ geplant, für den das Konzept auch schon steht. Dieser Tag kann im besten Fall neue Impulse setzen und die Wahrnehmung für das eigene Verhalten gegenüber Abfall schärfen. Auf eine grundsätzliche Sensibilisierung für das Thema folgt dann als nächster Schritt die Vermeidung von Abfall.

Zukünftig möchten wir alle an Bord holen, auch die Erwachsenen, also das Kollegium, die Verwaltung und die Elternschaft. Sie können in ihrer Vorbildfunktion viel bewegen – zusammen mit dem Umweltclub in Talitha Kumi.

Thekla von Dombois und Manuela O’Neill