Über 1000 Schulen weltweit betreut die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) im Auftrag des Auswärtigen Amts. Talitha Kumi gehört zu den 140 Deutschen Auslandsschulen, die neben einheimischen Schulzielen auch auf deutsche Abschlüsse vorbereiten.
Ob Bogotá oder Bangkok, ob Mailand oder Moskau: Trotz aller regionaler Unterschiede arbeiten die 140 Deutschen Auslandsschulen (DAS) in 65 Ländern nach einem gemeinsamen Qualitätsrahmen: Sie führen alle zu deutschen Schulzielen, bieten aber auch die jeweils einheimischen Abschlüsse und Hochschulzugangsberechtigungen an. Gut ein Viertel der Absolvent:innen möchte anschließend in Deutschland studieren. Dafür sind sie exzellent vorbereitet: An allen Deutschen Schulen im Ausland gehört die deutsche Sprache zum Markenkern. Unterrichtssprache ist in den meisten Fächern Deutsch.
Oft geht ein zur Schule gehörender Kindergarten der Grundschule voraus, sodass auch die durchschnittlich zwei Drittel nicht deutsch-muttersprachliche Schülerinnen und Schüler dem Unterricht problemlos folgen können. Natürlich gehören Englisch, andere moderne Fremdsprachen, die Verkehrssprache des Sitzlandes und mathematisch-naturwissenschaftliche Fächer ebenfalls zum Curriculum. Dieses ist an deutsche Lehrpläne angelegt und abgestimmt mit der Kultusministerkonferenz, die die Abschlussprüfungen abnimmt. Alle 140 DAS werden regelmäßig von Inspektoren der ZfA, die die Schulaufsicht des Bundes wahrnehmen, und der Länder überprüft – insbesondere auf ihre Unterrichtsqualität.
Exzellente Deutsche Auslandsschule
Auch die Deutsche Schule Talitha Kumi konnte sich bereits 2017 über das nach einer erfolgreichen Bund-Länder-Inspektion vom Bundespräsidenten verliehene Gütesiegel „Exzellente Deutsche Auslandsschule“ freuen. Das Bildungszentrum ist aber mehr als eine Schule und ist damit einzigartig: Es besteht heute aus einem Kindergarten, einer Grundschule, einer weiterführenden Schule, die zum palästinensischen Tawjihe oder zum Deutschen Internationalen Abitur führt, einer Hotelfachschule mit dualem Ausbildungsgang, einem Umweltzentrum, einem Pfadfinderzentrum und einem Gästehaus, welches aufgrund der besonderen geographischen Lage vielfältige Begegnungen ermöglicht.
Die Religion spielt an diesem Schulstandort eine besondere Rolle: Talitha Kumi ist einerseits eine Schule für die christliche Minderheit und andererseits eine Begegnungsschule für Christ:innen und Muslim:innen. Von den knapp eintausend Schülerinnen und Schülern sind ungefähr 30 Prozent christlich, 70 Prozent sind muslimisch.
Während die meisten DAS von einem privaten Schulverein geführt werden, wird die deutsch-palästinensischen Begegnungsschule Talitha Kumi seit 1975 vom Berliner Missionswerk getragen. Die palästinensische Autonomiebehörde übernimmt seit 1994 die Verantwortung für das Erziehungswesen. Das palästinensische Tawjihe ermöglicht – in Kombination mit dem Deutschen Sprachdiplom (DSD) der Kultusministerkonferenz, das von der ZfA angeboten wird – die Aufnahme eines Hochschulstudiums in Deutschland.
Kultur und Gesellschaft vor Ort kennen lernen
In den internationalen Lehrerkollegien der Deutschen Auslandsschulen arbeiten viele von der ZfA aus Deutschland vermittelte Lehrkräfte. Sie teilen nicht nur an den Schulorten ein aktuelles Deutschlandbild und gestalten die Schulen aktiv mit, sondern haben auch die Gelegenheit, eine andere Kultur und Gesellschaft vor Ort kennenzulernen und für ein paar Jahre darin einzutauchen. „Willkommen im Abenteuer Auslandschulwesen“ hieß es auch für Direktor Matthias Wolf. Er leitet Talitha Kumi seit 2018 und konnte schon zuvor einige Jahre Unterrichtserfahrung im Auslandsschuldienst an der Christlichen Deutschen Schule Chiang Mai in Thailand sammeln.
„Die Bildung in Talitha Kumi ist eng mit christlichen Werten verbunden, mit der Begegnung und gegenseitigem Respekt der Religionen und Kulturen, mit der Mädchenförderung, mit der Inklusionsidee durch individuelle Förderung und schließlich mit der dualen beruflichen Bildung in einem Teilbereich der Schule“ erklärt Matthias Wolf in seinem Grußwort auf der Schulhomepage.
Die Erziehung zu Toleranz und Verantwortung sowie zur Demokratie und zum kritischen Denken gehört zum Wertekanon aller Deutschen Auslandsschulen. „Die in Talitha Kumi vermittelte Bildung und Friedenserziehung tragen zur nachhaltigen Entwicklung Palästinas bei und sind ein kirchlicher und in Kooperation mit unseren palästinensischen Partnern und Freunden ein politischer Beitrag der deutschen Auswärtigen Kulturpolitik zur Förderung des Friedens im Nahen Osten“, so der Schulleiter.
Vernetzt in der Region
Zusammen mit den Deutschen Schulen in Ägypten, Ghana, Kenia und Äthiopien befindet sich Talitha Kumi in einer gemeinsamen Fortbildungsregion, die von der ZfA-Prozessbegleiterin Dr. Susanne Peters in der Schulentwicklung unterstützt werden. Dazu gehören auch Netzwerktagungen in der Region, die Schulvereinsvorstände, Schulleitungen sowie Verwaltungsleitungen zu einem regelmäßigen Informations- und Meinungsaustausch zusammenbringen. „Dadurch werden bewährte regionale Strukturen der Zusammenarbeit bewahrt, das Zusammengehörigkeitsgefühl der DAS in der Region gestärkt und unsere Ziele im Auslandsschulwesen besser verankert und verfolgt“, erläutert Matthias Wolf.
Eine spannende Aufgabe, nicht nur für den Schulleiter, sondern auch für das engagierte Kollegium der Schule, das aus 65 Lehrerinnen und Lehrern besteht, von denen neun von der ZfA aus Deutschland vermittelt wurden.
Neugierig geworden?
Rund 400 Lehrkräfte vermittelt die ZfA jährlich für ein paar Jahre in den Auslandsschuldienst. Lehrerinnen und Lehrer, die fest im Inlandsschuldienst angestellt oder verbeamtet sind, bewerben sich auf dem Dienstweg für die Unterrichtstätigkeit im Ausland. Auch ohne eine feste Anstellung im Inlandschuldienst kann man den Sprung ins Abenteuer Auslandsschularbeit wagen, beispielsweise schon direkt nach dem Referendariat. Dafür bewerben sich die Lehrkräfte unmittelbar bei der ZfA. „Am besten ist man für alle Regionen offen, dann hat man die größten Vermittlungschancen“, berichtet Schulleiter Matthias Wolf. Das Verfahren wird dann bei der ZfA durchgeführt, die die neu vermittelten Pädagog:innen auch fachlich und organisatorisch auf den zunächst zwei- bis dreijährigen Auslandseinsatz intensiv vorbereitet. Hauptsächlich eingesetzt werden Lehrerinnen und Lehrer mit der Lehrbefähigung für die Sekundarstufe II. Die Fächerkombinationen Deutsch und/oder moderne Fremdsprachen sowie die mathematisch-naturwissenschaftlichen (MINT) Fächer sind von Vorteil.
Das gilt natürlich auch für eine Tätigkeit in Talitha Kumi, was „Mädchen, steh auf“ bedeutet. Vielleicht stehen auch Sie auf und bewerben sich für den Auslandsschuldienst? Hier finden Sie alle Informationen zum Bewerbungsverfahren.
Von Bettina Meyer-Engling aus der Öffentlichkeitsarbeit der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA)