Dr. Harald Iber hat sechs SchülerInnen zu ihrer Meinung über ihre Schule und das politische Umfeld interviewt.
Dr. Harald Iber ist schulpädagogischer Berater des Berliner Missionswerks für Talitha Kumi in Beit Jala/Palästina. Im Zusammenhang mit dieser Tätigkeit besucht er zweimal im Jahr die Schule. Bei seinem letzten Aufenthalt im Mai 2011 hat er vier Schüler/innen der 11. Klasse und zwei Abiturientinnen (12. Klasse) zu ihrer Meinung über ihre Schule und das politische Umfeld interviewt.
Interviews als PDF-Datei herunterladen
Interview mit zwei Schülerinnen und zwei Schülern der 11. Klasse
Wenn Sie mögen, stellen Sie sich und Ihre Familie kurz vor.
Lina:
Ich bin 16 Jahre alt, ich wohne zusammen mit meinem Vater und meiner Mutter, ich habe drei Geschwister, einen Bruder und zwei Schwestern. Wir wohnen in Beit Jala, gleich neben der Schule.
Naarman:
Ich wohne in Jerusalem mit meiner Mutter und meinem Vater, ich habe zwei Brüder, sie sind in der 4. Klasse in Talitha Kumi (TK), ich bin in der 11. Klasse hier in TK. Meine Mutter bringt uns. Ich habe einen israelischen Ausweis. Manchmal gibt es am Übergang Probleme, normalerweise bin ich in einer Viertelstunde hier.
Warum sind Sie auf dieser Schule? Wie finden Sie diese Schule? Wie finden Sie, dass Jungen und Mädchen gemeinsam unterrichtet werden?
Lina:
Ich war vom Kindergarten an in dieser Schule. Meine Eltern finden, dass diese Schule in dieser Region die beste ist, ich finde auch, dass TK eine gute Schule ist, weil wir hier die fremden Sprachen Deutsch und Englisch und die Muttersprache Arabisch lernen. Wir haben viele Stunden in der Woche Unterricht, z.T. 40 Wochenstunden. Weil wir in einem Jahr Abitur machen wollen, müssen wir sehr viel lernen. Dafür hat jeder Schüler in TK eine gute Chance auf eine bessere Zukunft, wie z.B. in Deutschland zu studieren. Dass Jungen und Mädchen zusammen unterrichtet werden, ist gut. Wir können miteinander kommunizieren. Es ist besser für unser Leben, weil wir lernen, dass Jungen und Mädchen gleich sind.
(..)
Saqr:
Ich gehe in diese Schule, weil sie nahe bei meinem Haus liegt. In der 1. Klasse und der 3. Klasse war Deutsch für mich schwer und ich mochte Deutsch nicht, aber heute finde ich Deutsch sehr gut, und ich möchte in Deutschland studieren. Ich habe keinen in der Familie, der Deutsch kann, ich lerne allein. Englisch war nicht so schwer, weil unsere Eltern Englisch können. Es ist eine gute Schule und die Lehrer lehren uns einen guten Weg. Es gibt keine Schwierigkeiten. (..)
Naarman:
Ich bin in TK seit der 1. Klasse. Ich war in Jerusalem im Kindergarten. Für mich war Deutsch sehr schwierig, in der Familie kann nur ich Deutsch. Englisch war leichter, weil ich in meinem Kindergarten Englisch gelernt habe. Ich bin nach TK gewechselt, weil meine Eltern wussten, dass TK eine gute Schule ist. Jungen und Mädchen haben eine gute Beziehung, wir sind wie Schwestern und Brüder, wie eine große Familie.
(..)
Wie finden Sie die außerunterrichtlichen Angebote der Schule?
Lina:
Jeder Schüler kann mitmachen. Ich bin im Chor und im Orchester, ich war in der Gymnastik- und der Mediationsgruppe. Aber es ist ein Zeitproblem, weil ich viel studieren muss, daher mache ich keine Gymnastik und Mediation mehr. Ich finde die Angebote gut, um meine Persönlichkeit zu bilden.
Dana:
Ich bin Mitglied im Schulorchester und im Chor. Ich finde das sehr gut. Wir können mit Schülern aus anderen Klassen lernen und etwas zusammen machen.
Saqr:
Ich bin in der Tischtennisgruppe und mit den lutherischen Schulen im Wettkampf.
Naarman:
Ich bin ein Rettungssanitäter. Ich hoffe, dass die Schule eine Inlineskatergruppe und -bahn bekommt.
Wie wichtig ist für Sie die Religion? Wie wichtig ist es für Sie, dass Sie auf einer christlichen Schule sind?
Lina:
Die Mehrheit oder alle Menschen hier in Palästina glauben an Gott. Unsere Schule ist eine lutherische Schule. Es gibt Schüler beider Religionen: Christen und Muslime, sie sind wie Schwestern und Brüder, es gibt keine Probleme miteinander und keine Differenzen und das ist ein sehr guter Punkt hier. Es ist wichtig für uns, dass wir unsere Religion verstehen und vieles über sie lernen, dann kennen wir besser, was wir glauben. Ich kann doch nicht sagen: „Ich bin eine Christin“ und ich weiß nichts über meine Religion. Eine Sache ist für mich wichtig: Ich kann sonntags nicht in die Kirche gehen, wir müssen für Montag unsere Hausaufgaben machen, aber an unserer Schule gibt es jeden Tag eine Morgenandacht, da können wir beten.
(..)
Saqr:
Auch als muslimischer Schüler habe ich keine Probleme, wir sind Freunde. Auch die gemeinsame Andacht ist kein Problem. Ich weiß, dass in der Andacht aus der Bibel vorgelesen wird, wir sprechen manchmal darüber. Es ist möglich, auch aus dem Koran zu lesen. Manchmal reden wir über Themen und geben wir Beispiele aus der Bibel und dem Koran, so wir es können. Die Muslime haben fünfmal am Tag zu beten. Ich bete nicht in der Schule. Wir können das 12-Uhr-Gebet nach der Schule nachholen. Für mich ist die Religion sehr wichtig. Wir lernen hier vieles über unsere und die christliche Religion. Ich weiß von dem Unterschied bzgl. der Person von Jesus: Gottes Sohn – Prophet. In Teilen des Korans geht es auch um Maria, ganz ähnlich wie in der Bibel. Wir glauben alle an Gott.
Naarman:
Ich bin ein Muslim. Ich lerne an dieser Schule verschiedene Religionen im Religionsunterricht kennen. Vor einer Woche war ich in der Geburtskirche in Bethlehem und wir haben Fotos für eine Fotoausstellung zum „Tag der offenen Tür“ nächste Woche in der Schule gemacht.
Was haben Sie und Ihre Familie von der 2. Intifada mitbekommen?
Lina:
Ich war fünf Jahre alt, mein Bruder war noch ein Baby, meine Schwestern sind ein Jahr bzw. zwei Jahre älter als ich, wir waren also alle noch sehr klein. Als das Schießen über unserem Haus begann von der anderen Seite von einer israelischen Siedlung, mussten wir unser Haus verlassen und in ein anderes Haus gehen, weil unser Haus getroffen wurde.
Als ich mich so vorfand, hatte ich ein Problem damit, dass in irgendeinem Moment ein Schuss mich treffen oder meinen Vater und meine Mutter töten könnte oder etwas anderes passieren könnte. Ich hatte Probleme z.B. mit dem Schlafen: Ich konnte lange nicht schlafen. Ich konnte meinen Kummer nicht verstehen, weil ich friedlich bin, und ich verstand nicht, was um mich herum geschah. Aber nun verstehe ich es, aber ich habe immer noch die Angst vor der Intifada. Wir gingen wieder zurück in unser Haus, aber wir waren nicht sicher wegen der Schießerei.
Dana:
Ich war fünf Jahre alt und ich hatte auch Angst vor der Schießerei. Unser Haus wurde von Israelis beschädigt. Mein Bruder hatte noch mehr Angst. Eines Tages spielten wir auf einem Platz und nach Minuten gingen wir wieder von diesem Platz weg, da war unser Haus beschädigt, innerhalb von 5 Minuten. Ich konnte nicht mehr schlafen Und heute ist es auch nicht sicher.
Saqr:
Ich lebte in der Zone C zwischen den Palästinensern und den Israelis. Und das ist es, woran ich mich in der Intifada erinnere: Die Schule begann im September. Wir gingen zwei Tage und dann sagte Vater: Da ist keine Schule, du musst zuhause bleiben. In der Nacht war eine große Schießerei und die Helikopter waren über uns. Daher waren wir ängstlich und konnten nicht schlafen.
Wie schätzen Sie die politische Situation ein? Was muss geschehen?
Lina:
Jeder in der Welt wünscht sich Frieden, und speziell wir Palästinenser wünschen uns Freiheit. Da sind viele gewaltfreie Organisationen, die den Teenagern Israels und Palästinas helfen, miteinander zu reden. Und ich bin eine Teilnehmerin einer dieser Organisationen. Sie wird genannt: „Samen des Friedens“. Da sind viele Hände des Friedens und viele andere Aktivitäten und Organisationen. Ich nahm daran teil und saß zusammen mit israelischen Kindern oder Jugendlichen, und wir redeten über die Situation. Sie wünschen sich Frieden und wir wünschen uns Frieden, aber wir haben verschiedene Wahrheiten, verschiedene Ideen, verschiedene Gedanken und verschiedenen Glauben. Und wir kamen am Ende des Tages zu dem Ergebnis: Wir alle wünschen uns den Frieden.
Die erste Organisation dieser Art wurde in Maine (USA) gegründet. Wir treffen uns – es kommt darauf an – manchmal in Jerusalem und manchmal an anderen Plätzen. Ich kann nicht nach Jerusalem gehen. Ich bin für Israel eine Bedrohung der Sicherheit und ich habe – wie sie sagen – einen schwarzen Fleck/Makel („a black spot“), weil sie denken, dass ich eine Gefahr für die Sicherheit bin. Ich kann keine Erlaubnis bekommen, aber diese Organisation hilft. So wollte ich einmal Volontäre in einem Krankenhaus in Israel besuchen, die kleinen Kindern mit Herzproblemen helfen. Um dorthin zu gehen, brauchte ich eine Erlaubnis, und sie gaben sie mir nicht. Daher redete ich mit der Organisation, sie redeten mit der israelischen Seite, und sie bekamen es hin, dass ich eine Erlaubnis bekam – für genau festgelegte Stunden eines Tages.
Das ist die Situation für jeden. Ich bin erst 16 und sie betrachten mich als eine Bedrohung der Sicherheit. So kann jeder als eine Bedrohung der Sicherheit betrachtet werden und es ist dir verboten, durch die Mauer zu gehen. Als wir unsere Osterferien hatten, saß ich zuhause und sagte: „Mama, ich möchte nach Jerusalem gehen und beten; ich möchte hingehen, um meine Freunde in Jerusalem zu sehen.“ Aber dann sagte mir die Realität, dass ich das nicht tun kann.
Saqr:
Letztes Jahr war ich in Deutschland, es war ein Austauschprogramm mit Deutschen. Da war eine andere Gruppe aus Israel und wir trafen uns in Freiburg/Emmendingen. Das war wirklich gut. Sie wussten mehr über uns. Am ersten Tag waren sie ängstlich und nahmen uns nicht auf. Dann sagte einer von ihnen, dass sie sagen, wir seien grausam, wir seien Terroristen. Aber dann sagten sie: „ Ihr seid uns ähnlich und ihr seid modern.“ Und so war es gut.
Was halten Sie von einem gewaltsamen Widerstand?
Lina:
Da ist nichts richtig. Die anderen stimmen mehr oder weniger deutlich zu.
Möchten Sie später eine eigene Familie haben? Können Sie sich vorstellen, später einen jüdischen Mann/ eine jüdische Frau zu heiraten?
Lina:
Natürlich möchte ich eine Familie haben, aber einen jüdischen Mann, … das ist ein bisschen „crazy“ für eine Palästinenserin, nicht weil er jüdisch ist, aber weil palästinensische Menschen sterben mussten durch das Töten durch Israelis und dieser Staat die jüdische Religion repräsentiert. Aber nicht alle Juden sind Mörder, gerade deshalb müssen wir die jüdischen Menschen von den Israelis unterscheiden.
Naarman:
Ich möchte eine deutsche Frau heiraten!
Dana:
Ich kann mir nicht vorstellen, einen jüdischen Mann zu heiraten.
Was möchten Sie nach dem Abitur machen? Denken Sie an eine Ausbildung oder ein Studium im Ausland?
Linda:
Vielleicht studiere ich Architektur, ich weiß noch nicht. Es wäre nicht schlecht, mit einem Stipendium im Ausland zu studieren.
Saqr:
Ich möchte Computeringenieur studieren, in Deutschland oder anderswo. Aber ich ziehe Deutschland vor, da ich Deutsch spreche und ich nicht eine andere Sprache lernen müsste. Ich möchte nach Deutschland gehen, lieber als in ein englischsprachiges Land.
Naarman:
Ich möchte ein Kriminalinspektor werden, die Ausbildung haben wir hier nicht. Ich denke, dass das in Deutschland oder den USA geht. Ich habe eine Universität in Kalifornien, dort macht meine Tante die Bewerbungen. Wenn ich dort ein Stipendium bekomme, gehe ich in die USA.
Dana:
Ich weiß noch nicht, was ich werden will, vielleicht Apothekerin, weil ich Chemie studieren will, vielleicht im Ausland, weil es besser als hier ist.
Wo möchten Sie nach dem Studium/der Ausbildung arbeiten?
Lina:
Ich liebe Palästina. Und wenn ich im Ausland studiere, dann komme ich natürlich zurück.
Saqr:
Ich will natürlich zurückkommen.
Naarman:
Ich weiß nicht. Ich hasse die Leute in meinem Dorf bei Jerusalem, sie haben ein schlechtes Verhalten. Meine Freunde sind alle in Beit Jala.
Dana:
Ich will zurückkommen.
Welches sind Ihre Wünsche und Hoffungen?
Lina:
Friede, Freiheit, Unabhängigkeit und eine bessere Zukunft für die Kinder, so dass sie nicht so wie heute leben müssen.
Saqr:
Freiheit für Palästina und ein besseres Leben für mich und alle Menschen in einem (!) Staat.
Naarman und Dana:
Freiheit für alle.
Diese vier Interviewten neigten nicht zu einer Zwei-Staaten-Lösung, sondern zu einem palästinensischen Staat, wissen aber nicht, wie das mit den jüdischen Menschen in den Siedlungen und im Land Israel gehen soll.
Interview mit Sara, 12. Klasse
Wie finden Sie Ihre Schule?
Sara:
Ich finde diese Schule tatsächlich schön. Wenn ich nach Deutschland reise und sage: „Ich komme von Talitha Kumi, einer deutschen Schule“, heißt es: „Oh, es ist Talitha Kumi!“ Es ist wirklich cool, wenn du weißt, dass deine Schule außerhalb berühmt ist. Wir haben die Möglichkeit, auch Leute aus Deutschland zu treffen, so dass wir eine Partnerschaft mit diesen Schulen machen können. Wir sind in einem solchen Programm, das im September starten wird. Das ist fein, und wir genießen es. Wir lernen eine Menge.
Welches sind Ihre Lieblingsfächer?
Meine Lieblingsfächer sind Physik und Biologie. Wirtschaftslehre mag ich nicht gerne.
Wie finden Sie es, dass Mädchen und Jungen zusammen unterrichtet werden?
Das ist egal. Wir haben natürlich Brüder und Schwestern gern. Da ist kein Unterschied zwischen Junge und Mädchen, wir haben uns zusammen gern, wie in einer Familie.
Wie wichtig ist Ihnen Ihre Religion? Wie ist das Verhältnis von Muslimen und Christen in Talitha Kumi?
In der Tat, wir glauben an Gott. Ich bin eine Muslima in einer christlichen Schule. Ich fühle keinen Unterschied zwischen mir und meinen christlichen Freunden. Das ist eine gute Sache. An anderen Schulen gibt es keine Diskriminierung, aber es mag sein, dass nicht alle Moslems die Christen mögen. Aber hier ist das keine Realität. Wir gehen zusammen jeden Tag zur Morgenandacht, das ist normal, und hören Bibeltexte, das ist kein Problem. Wir sind in einem Projekt: Vier christliche Schüler und vier muslimische Schüler besuchen in zwei Gruppen eine Moschee. Wir machen Fotos und schreiben uns etwas auf. Auf diese Weise können wir über unsere Religion viel lernen, und wir müssen den Imam fragen, wie er sich fühlt und wie er sich mit den anderen Religionen befasst.
Was haben Sie oder Ihre Familie von der 2. Intifada mitbekommen?
Ich erinnere mich nicht an viele Dinge, weil ich ein Kind war, aber wir haben in der Tat genug gelitten und auch meine Eltern. Wir flohen von Haus zu Haus. So konnten wir die Gewalt vermeiden und meine Eltern schützten uns so.
Ist der gewaltsame Widerstand gegen die Besatzung eine gute Sache?
In der Tat, wir müssen aus den bekannten, offensichtlichen Gründen kämpfen. Wir können nicht sagen, dass wir keinen Frieden wollen, also wollen wir eben kämpfen. Wir wollen unser Land besitzen, so dass wir sagen können: “Ich bin ein palästinensisches Mädchen!“ Zum Beispiel sagte ich in Deutschland Leuten, dass ich ein palästinensisches Mädchen sei. Sie fragten: „Du bist eine Pakistani?“ Sie kannten glatt mein Land nicht! Sie kennen genau Israel.
Was wollen Sie studieren?
Ich habe z.Z. keinen Plan. Ich will mein Tawjihi (das arabische Abitur) machen. Es hängt von meinem Abiturnotendurchschnitt ab. Ich hoffte, in Deutschland studieren zu können, aber da ist kein Weg, unglücklicherweise. Ich möchte vielleicht Ingenieurwesen oder Architektur studieren.
Interview mit Myriam, 12.Klasse
Wie finden Sie Ihre Schule?
Myriam:
Ich bin seit 2000 in Talitha Kumi. Ich meine, dass Talitha Kumi im Vergleich zu allen Schulen in der Region von besonderer Art ist, weil wir so viele Aktivitäten abgesehen von den Buchfächern haben. Wir machen viele Projekte mit den Lehrern und andere von kleiner Art unter den Schülern und Schülerinnen.
Welches sind Ihre Lieblingsfächer?
Für mich ist das beste Fach Geschichte, weil wir in diesem Jahr unsere palästinensische Geschichte behandeln. Daher ist es sehr interessant, ich liebe Geschichte und politische Themen. Mathematik mag ich nicht so gerne.
Wie finden Sie es, dass Mädchen und Jungen zusammen unterrichtet werden?
Hier sind Jungen und Mädchen gleich, das ist dasselbe. Da ist keine Trennung oder anderes, und wir haben beide dieselben Rechte und also auch dieselben Lehrer.
Wie wichtig ist Ihnen Ihre Religion?
Ich bin eine Muslima, und hier in Talitha Kumi ist jeder gleichberechtigt und wird gleich behandelt. Aber manchmal hören wir, dass es da Probleme zwischen Christen und Moslems unter den Jungen in der Schule gibt, sie haben Probleme in ihren Ansichten, ich habe davon keine Ahnung, weil diese Dinge so dumm sind. Ich glaube an Gott und ich meine, dass meine Religion einen Platz in meinem Leben hat.
Was haben Sie oder Ihre Familie von der 2. Intifada mitbekommen?
Ich erinnere mich an viele Dinge von der Intifada, weil viele Dinge vor mir und in meiner Familie geschahen und es war ein Desaster, weil ich so viele Erinnerungen, schlechte Erinnerungen habe, so dass ich diese Dinge hasse.
Was hassen Sie? Alle Juden oder die Soldaten hier im Militär?
Die Soldaten kamen und machten dieses Desaster, daher bin ich gegen diese Leute.
Was halten Sie von einem gewaltsamen Widerstand gegen die Besatzung?
Als die Israelis den Krieg begannen, begannen sie die Besetzung mit Gewalt und wir hatten zuerst nichts dagegen zu setzen. Und sie nahmen meistens alles. Ich denke, dass die Palästinenser keinen anderen Weg fanden, sich selbst zu schützen und ihre Rechte zurück zu bekommen, daher begannen sie, diese zu gebrauchen – nicht mit Gewalt, weil das nicht das richtige Wort ist – aber sie begannen zu handeln, sie versuchten, etwas zu finden, um sich selbst angemessen zu schützen. Aufgrund dieses Denkens über den palästinensischen Selbstschutz begann die Welt zu sagen, dass wir Terroristen sind, aber das war nicht der eigentliche Gedanke. Unser Gedanke war, unsere Rechte zurück zu bekommen, nichts mehr. Sie verteidigen nur ihr Land, daher sind sie keine Terroristen. Die Bomben und die anderen Dinge geschehen nicht, weil sie Terroristen sind – das ist nicht der eigentliche Gedanke. Die Ursache kann sein, dass diese Leute sehr viele schreckliche Dinge gesehen haben und ihr Leben besonders unglücklich gewesen ist. Daher dachten sie, dass der einzige Weg für eine Revanche dieser Weg sei. Ich glaube nicht, dass diese Leute meinen, dass wir Mörder und Selbstmörder sein sollen. Dies ist nicht der Gedanke. Dies war das Resultat. Und das Ziel ist nicht, irgendeinen zu ermorden.
Was wollen Sie studieren?
Meine Mutter kommt aus der Schweiz, daher habe ich die Schweizer Nationalität. Daher glaube ich, dass ich in die Schweiz gehen und an der Genfer Universität Politische Wissenschaften studieren werde.
Die Fragen wurden in Deutsch gestellt und die Antworten in Deutsch und Englisch überarbeitet und übersetzt von Harald Iber und Robert Cousland